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- W1770624793 abstract "Inside the Radical Right. The Development of Anti-Immigrant Parties in Western Europe Art, David New York : Cambridge University Press ( 2011 ), 272 S. ISBN 978-521-72032-8 Die Arbeiten zur radikalen Rechten haben sich in den letzten zehn Jahren als fester Zweig verschiedener Forschungsdisziplinen etabliert, und entsprechend kristallisiert sich inzwischen eine Reihe von Forschungsperspektiven und methodischen Ansätzen heraus. Bis vor kurzem dominierte bei Erklärungen zu Erfolg und Misserfolg von Parteien und Bewegungen am rechten Rand der Fokus auf die Nachfrageseite, auf die Wähler- und Anhängerschaft, auf bestimmte sozioökonomische Entwicklungen postindustrieller Gesellschaften. Doch vielen, insbesondere wahlsoziologisch ausgerichteten oder im Modernisierungsparadigma verhafteten Erklärungsmodellen fehlt die empirische Überzeugungskraft, vor allem wenn es gilt, komparativ zu erklären, weshalb in Gesellschaften mit gleichen sozioökonomischen Indikationen oder ähnlichen politischen und institutionellen Gemengelagen sich der Rückhalt für die radikale Rechte oftmals stark unterscheidet. In der Folge ist in den letzten Jahren die Notwendigkeit akteurszentrierter Untersuchungen (Goodwin 2006), mit Berücksichtigung des Wechselverhältnisses von Agent und Agency, wie auch allgemein qualitativer Studien betont worden. Überzeugend ist dieser Anspruch in sozialanthropologischen Untersuchungen eingelöst worden, so in den Publikationen von Douglas Holmes (2000) oder Andre Gingrich und Marcus Banks (2005), in denen aufgrund von Feldforschungen das Innenleben radikal rechter Gruppierungen und Parteien wie auch das Repertoire der Deutungen und Positionen von führenden Parteimitgliedern zu bestimmten gesellschaftlichen Themen beleuchtet worden. Auch in der Schweiz ist kürzlich eine aufschlussreiche Untersuchung zu den „millitants” der Schweizerischen Volkspartei erschienen, die nicht nur die Gründe für deren parteipolitisches Engagement darstellt, sondern auch der in der Forschung und öffentlichen Meinung noch immer weit verbreiteten Globalisierungsverliererthese weitgehend widerspricht (Gottraux und Péchu 2011). Ausgangspunkt all dieser Ansätze ist es, dass die Akteure der radikalen Rechten Schmied ihres eigenen Glücks sind, dass parteiinterne Aspekte wie Organisationsstrukturen, Mitgliederrekrutierung, Sozialprofil von Parteikadern und -mitgliedern, finanzielle und personelle Ressourcen, unité de doctrine in zentralen politischen Fragen entscheidende Faktoren für Erfolg und Beständigkeit einer Partei darstellen. Diese Perspektive hat nun David Art in seiner ländervergleichenden Studie zur radikalen Rechten in Westeuropa eingenommen und weiterentwickelt. Sein zentrales Argument ist, dass gesellschaftliche Konfliktlinien und institutionelle Rahmenbedingungen zwar Gelegenheitsstrukturen für die Parteien der radikalen Rechten darstellen, doch dass es an den politischen Akteure selber sei, diese auch zu nutzen, bzw. dass sie dafür über die notwendigen Ressourcen verfügen müssen. Sein Ziel ist es, die Parteimitglieder, oder „party activists” wie er sie nennt, ob Parteibasis, Parteikader, Parteileader oder Parlamentsmitglieder, näher unter die Lupe zu nehmen (siehe auch Klandermans und Mayer 2006). Sie sind es, die die strukturelle und politische Entwicklung und innere Festigung einer Partei erst ausmachen; sie haben massgeblichen Anteil am Aufbau einer Partei, sie sind für die Organisation von Wahlkampagnen, die Diffusion der politischen Agenda und Ziele nach aussen, die innere Einheit der Partei verantwortlich, sie machen die Kompetenz einer Partei für bestimmte politische Fragen aus. Zu berücksichtigen sind dabei laut Art zum einen bestimmte Bedingungen wie historische Vermächtnisse oder die Existenz ausserparteilicher Gruppen. Zum anderen gilt es auch, die Reaktionen der anderen Parteien und der Zivilgesellschaft einzubeziehen, denn diese setzen den gesellschaftlichen, strukturellen und symbolischen Rahmen, in dem die Parteien ihre, vor allem auch neuen Mitglieder zu rekrutieren versuchen. Als hauptsächliche Quellengrundlage dienen David Art 140 Interviews, die er mit Parteiaktivisten in ganz Westeuropa geführt hat. Dabei unterscheidet er drei Typen von Parteiaktivisten: die Extremisten, die die parlamentarische Demokratie schlichtweg ablehnen und einen klassischen Rassismus vertreten; die Moderaten, die die demokratischen Strukturen mit einem Präsidialsystem oder der Einführung von mehr direktdemokratischen Mitteln reformieren wollen und ihre Ausgrenzungsrhetorik zurückhaltender formulieren, indem sie sich beispielsweise auf die Propagierung ethnopluralistischer Ideen beschränken; die Opportunisten, die aus Parteineulingen oder Überläufern aus anderen Parteien bestehen, die an Macht, Karriere und persönlichen Vorteilen interessiert sind und deren Weltbild sich als weniger kohärent und dogmatisch erweist. Als weitere Untersuchungsdimensionen berücksichtigt Art schliesslich noch den sozioökonomischen Status der Parteiaktivisten, also Bildungsgrad, Einkommen und berufliche Stellung, sowie ihren Erfahrungsschatz in Politik und Parteiarbeit. Den empirischen Teil seiner Untersuchung unterteilt David Art in vier Kapitel, in denen er anhand von Fallstudien zu verschiedenen rechtsradikalen Parteien in Westeuropa das entworfene Set an Analysedimensionen anwendet und danach fragt, welche Kombination von Variablen zum Erfolg führt. Zur ersten Parteiengruppe zählt er Parteien, die es nicht geschafft haben über eine krasse Aussenseiterrolle hinwegzukommen und so zu den gescheiterten Parteien der radikalen Rechten zählen, so die British National Party, die niederländischen Centrumdemocraten, der Front national in Belgien und die Sverigedemokraterna in Schweden. Die Gründe dafür sieht Art in erster Linie im schwachen Parteipersonal, denn die Stigmatisierung und Marginalisierung der Parteien durch Gesellschaft und Politik führte zu Schwierigkeiten, kompetente und politisch geschickt agierende Mitglieder zu rekrutieren, so dass diese mehrheitlich zu den von ihm als Extremisten bezeichneten Parteiaktivisten zählen. Der permanente Druck von aussen, nicht zuletzt auch von Seiten antirassistischer und antifaschistischer Gruppen, hatte zudem immer wieder zu internen Spannungen, Friktionen und Abspaltungen und damit zur strukturellen Schwächung der Parteien geführt. Zur zweiten Parteiengruppe gehören die Freiheitliche Partei Österreichs, der Front national in Frankreich und der Vlaams Belang, bis 2004 Vlaams Blok, in Belgien, die sich alle in den jeweiligen Parteiensystemen zu etablieren vermochten, zahlreiche Wahlerfolge verbuchten und starke Parteiorganisationen aufbauten. Dies hängt laut Art vor allem damit zusammen, dass in ihren Reihen moderate Parteiaktivisten dominierten, deren sozioökonomischer Status relativ hoch war und die bereits über beträchtliche Erfahrungen in der politischen Arbeit verfügten. Ausschlaggebend ist dafür zum einen die lange Tradition nationalistischer Subkulturen, auf die sich diese Parteien in ihren Ländern stützen konnten: in Österreich auf das selbstbewusst auftretende deutschnationale Lager, in Frankeich auf verschiedene der verlorenen Kolonialmacht nachtrauernden Milieus, darunter die pieds noirs und andere Anhänger einer Algérie française, in Belgien die besonders gut organisierten und gesellschaftlich tief verwurzelten Strömungen des flämischen Nationalismus. Angesichts ihrer Zelebrierung nationaler Werte waren diese Subkulturen überdies besonders rezeptiv für die xenophoben Botschaften der radikalen Rechten in der Migrationspolitik. Zum anderen waren die Reaktionen der anderen Parteien in allen drei Ländern bestenfalls zwiespältig, so in Frankreich, wo sich die konservative Rechte bis heute nicht für eine konsequente inhaltliche Demarkation gegenüber dem Front national entscheiden kann, oder in Flandern, das zwar als Vorzeigebeispiel für eine Strategie des cordon sanitaire gilt, die sich aber oft in Lippenbekenntnissen erschöpfte. Dies führte auch dazu, dass die aktive Mitgliedschaft in den Parteien der radikalen Rechten kaum unmittelbare soziale Sanktionen zur Folge hatte. Mit der dritten Gruppe, die aus drei transformierten Parteien sowie zwei kurzlebigen Parteien (flash parties) besteht, will Art zeigen, dass im Gegensatz zu den vorangehenden Beispielen weder gesellschaftliche Sanktionen noch historische Traditionen entscheidende Faktoren für Erfolg oder Scheitern einer Partei sein müssen. Im Laufe ihrer Transformationsprozesse machten die Dansk Folkeparti, die norwegischen Fremskrittspartiet und die Schweizerische Volkspartei, die alle drei zu den erfolgreichsten Parteien der radikalen Rechten in Westeuropa gehören, die Migrationsthematik zum zentralen Punkt ihrer Agenda und erweiterten dadurch ihre Wählerschaft. Doch ihr Hauptvorteil war, dass sie sich auf bereits voll ausgebaute Parteiapparate stützen konnten und über erfahrenes Parteipersonal verfügten. Von Nutzen war ihnen auch ihr historisches Kapital als ehemals gemässigte rechte Parteien, was ihnen in den Augen der anderen Parteien Respektabiliät verschaffte und ein Grund dafür war, dass unter den Parteiaktivisten die Moderaten in eher guten beruflichen Positionen überwiegten. Den beiden flash parties, den Ny Demokrati in Schweden und der Lijst Pim Fortuyn in den Niederlanden, gelang es hingegen nicht, ihre Wahlerfolge zu wiederholen und feste Parteiorganisationen aufzubauen, was nicht zuletzt mit ihren politisch unerfahrenen, opportunistisch agierenden Parteiaktivisten zusammenhing. Schliesslich kommen mit der vierten Parteiengruppe zwei Länder zur Sprache, Deutschland und Italien, die als Wiege des Faschismus gelten und für einen historischen Pfad stehen, auf dem gewisse Parteien der radikalen Rechten untermittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu gehen begannen. Während in beiden Ländern nach Kriegsende ein bedeutendes Reservoir an Mitgliedern und Anhängern und damit ein Potential für den Aufbau von Grossparteien bestand, hat in Deutschland der repressive Umgang von Politik und staatlichen Behörden zur Radikalisierung und Marginalisierung der Parteien am rechten Rand geführt. Dies hatte zur Folge, dass nur extremistische Parteiaktivsten bereit waren sich zu investieren und es parteiintern auch immer wieder zu Konflikten und Aufsplitterungen kam. In Italien hingegen war der Moviemento Sociale Italiano, obwohl er sich als Verwalter des faschistischen Erbes verstand, nie wirklich mit resoluten Gegenreaktionen aus Politik und Gesellschaft konfrontiert und vermochte eine mitgliederstarke und gut strukturierte Parteiorganisation aufzubauen. Auch konnten sich seine Parteiaktivisten, von denen viele laut Art zu den Moderaten zu zählen sind und die über einen guten sozioökonomischen Status verfügten, in jahrzehntelanger Parteiarbeit üben. In den 1990er und 2000er Jahren fiel es der Partei, inzwischen in Alleanza Nazionale umbenannt, denn auch nicht schwer, als Koalitionspartner in den Regierungen Silvio Berlusconis mitzumachen und sich das Image einer rechtskonservativen Partei zu geben. In seiner lesenswerten, filigran aufgebauten Studie ist es David Art gelungen, die vielgestaltige und sich fortwährend wandelnde Parteienfamilie der radikalen Rechten in zwölf west- und nordeuropäischen Ländern zu erfassen. Sprachlich und analytisch souverän bietet er eine differenziert argumentierende Analyse, die insbesondere von ihrer historischen Tiefenschärfe auf die Zeit nach 1945 lebt und so die feinen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und Akteuren wie auch die parteipolitischen, organisatorischen und ideologischen Kontinuitäten in den Griff bekommt. Selbstverständlich kann man über bestimmte definitorische Positionen sowie die Einordnungen der jeweiligen Parteiaktivisten streiten, über Längen in der Darstellung historischer Entwicklungen monieren oder einzelne faktuelle Ungenauigkeiten, wie beispielsweise James Schwarzenbachs angebliche Wahl 1967 in den Zürcher Kantonsrat, beanstanden. Doch insgesamt zeigt David Art mit seiner Studie anschaulich und überzeugend die Vorteile akteurszentrierter, diachroner Ansätze, um die Gründe für die unterschiedliche Konsistenz, Performanz und Konstanz rechtsradikaler Parteien zu erklären." @default.
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