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- W1987200432 abstract "Die Geburt der Literaturtheorie aus dem Material avantgardistischer KunstpraxisZur Aktualität formalistischer Literaturwissenschaft Jürgen Brokoff (bio) I Literaturtheorie ist in der heutigen Literaturwissenschaft eine selbstverständliche Sache.1 Wie jede andere Wissenschaft unternimmt auch die Literaturwissenschaft Anstrengungen, ein systematisch geordnetes und methodologisch abgesichertes Wissen von der Literatur als ihrem Gegenstand zu produzieren. Dieses theoretische Wissen betrifft auf der allgemeinsten Ebene die Formen, Funktionen und Strukturen der Literatur und der literarischen Sprache. Doch ist bereits hier eine erste Einschränkung notwendig: Dass Formen, Funktionen und Strukturen der Literatur und der literarischen Sprache systematisch unterschieden werden, diese Tätigkeit mag zwar inzwischen selbstverständlich [End Page 484] geworden sein. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war sie es jedoch keineswegs—und das ungeachtet der langen Tradition der Rhetorik und Poetik, die ihrerseits ein geregeltes Wissen über Sprache und Literatur entwickelt hatte, und ungeachtet der Etablierung von Literaturtheorie und Kunstkritik in der Frühromantik. Wie sonst ließe sich erklären, dass der Sprach- und Literaturforscher Roman Jakobson 1965 im Rückblick auf die wissenschaftliche Entwicklung der vergangenen fünfzig Jahre, die er maßgeblich mitbestimmt hatte, emphatisch vom „Beginn einer Wissenschaft der Dichtkunst“ spricht, die in den Jahren um 1915 erstmals eine „Theorie der poetischen Sprache“ entwickelt habe?2 Natürlich spielt bei dieser Selbstbeschreibung die Rhetorik des enthusiastischen Neubeginns eine gewisse Rolle, die den eigenen wissenschaftlichen Gründungsakt als einschneidende Innovation von aller bisherigen Forschung abzusetzen trachtet.3 Andererseits hat die von Jakobson angeführte „Theorie der poetischen Sprache“ im Gleichschritt mit einer sich wandelnden Linguistik in der Tat ein neues Zeitalter der wissenschaftlichen Literaturbetrachtung eingeläutet.4 Dies zeigen die zahlreichen positiven wie negativen Bezugnahmen auf diese Theorie in der Folgezeit, im Kontext einer marxistisch orientierten Literatursoziologie ebenso wie im europäischen Strukturalismus. Der von Jakobson annoncierte Beginn einer theoriegeleiteten Wissenschaft der Dichtkunst, der eng mit der Schule des russischen Formalismus verbunden ist, steht im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen.5 In diesem Zusammenhang soll nach den Konturen und den Entstehungsbedingungen der formalistischen Literaturtheorie gefragt werden, und es ist zu untersuchen, welche Rolle dabei die Beschäftigung mit der Sprache der Poesie, vor allem der futuristischen Avantgarde, spielt. [End Page 485] Zuvor ist aber im Hinblick auf die scheinbare Selbstverständlichkeit der Literaturtheorie eine weitere Einschränkung zu machen. Denn so fraglos auf der einen Seite Literaturtheorie heute ein fester Bestandteil der Literaturwissenschaft ist, so wenig wird auf der anderen Seite gegenwärtig im engeren Sinne Literaturtheorie betrieben. Im Mittelpunkt der aktuellen literaturwissenschaftlichen Theoriebildung steht nicht „die Literatur“. Sie steht unter anderem deshalb nicht im Mittelpunkt, weil sich die Unterscheidung zwischen Literatur und Nicht-Literatur, zwischen literarischen und nicht-literarischen Texten als schwierig und problematisch erwiesen hat.6 Es sind von verschiedenen Seiten bedenkenswerte Gründe dafür angeführt worden, dass die genannte Unterscheidung wenn nicht unmöglich, so doch zumindest unfruchtbar sei und nicht weiterführe. Schon in den Untersuchungen des russischen Formalismus selbst wird als einer der Gründe angeführt, dass sich Elemente des Literarischen auch in nicht-literarischen Texten nachweisen lassen, wie umgekehrt Nicht-Literarisches auch in literarischen Texten zu finden ist. Folgt man einer Überlegung des Literaturwissenschaftlers Jonathan Culler, dann ist deshalb Literaturtheorie heute nicht Theorie der Literatur, sondern ganz einfach—Theorie.7 Diese Theorie befasst sich, ohne einen kategorischen Unterschied zwischen literarischen und nicht-literarischen Texten zu machen, mit übergreifenden, inter-disziplinären Fragestellungen, die, global gesehen, die Gesamtheit kultureller Praktiken und deren Bedeutungen zum Thema haben.8 Die Theorie geht, könnte man sagen, gleichsam über die engeren Grenzen der Literatur hinaus. Dies führt Culler zu der These, dass Theorie die Theorie dessen bildet, wovon Kulturwissenschaft die Praxis ist: One could say that the two go together: ‘theory’ is the theory and cultural studies the practice. Cultural Studies is the practice of which what we call ‘theory’ for short is the theory.9 [End Page 486] Ist demgegenüber Literaturtheorie die Theorie dessen, wovon Literaturwissenschaft die Praxis ist? Es geht bei dieser Frage nicht um eine polemische Gegenüberstellung von Literatur- und Kulturwissenschaft, und auch nicht um die Frage einer Rephilologisierung oder Erweite-rung der Literaturwissenschaft, die etwa die Germanistik in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland beschäftigt hat..." @default.
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