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- W2953626462 abstract "Der Beginn des Dokumentarfilms wurde jahrelang von der Filmgeschichte auf das Jahr 1926 datiert, als John Grierson in einer Rezension dem Film Moana von Flaherty Wert beimisst. Zu diesem Zeitpunkt war das Kino fast drei Jahrzehnte alt. Dennoch wurden diese ersten 30 Jahre in der Dokumentarfilmdiskussion lange vernachlassigt. Neuere Studien lenken die Aufmerksamkeit auf die fruhen Jahre des Films. Dies ist im Zusammenhang mit der Digitalisierung auch fur den Dokumentarfilm interessant. Die Digitalisierung befreit den Dokumentarfilm endlich von dem Dogma Realitat abbilden zu mussen. Das digitale Bild benotigt keine vorfilmische Realitat und generiert seine Bilder nicht als Abbild einer vorfilmischen Realitat, sondern als Abbild der Vorstellungskraft seines Produzenten.Ursula von Keitz und Kay Hoffmann prasentieren mit dem Buch Die Einubung des dokumentarischen Blicks neun Texte, die das Verhaltnis von Fiktion und Dokumentarischem in der Filmgeschichte kritisch untersuchen. Bereits der Titel der Textsammlung verweist auf den Umgang der Autoren mit dem Begriff des Dokumentarischen. Das Dokumentarische wird in diesen Texten als Darstellungs- und Rezeptionsmodus begriffen. Die Lekture (R. Odin) ergibt sich aus paratextuellen oder kontextuellen Faktoren. Der Text, hier Dokumentarfilme, wird also auch durch den expliziten Verweis in seiner Lesart determiniert. Diese Verweise sind im Bereich des Dokumentarischen haufig Hinweise auf die Authentizitat des Materials, auf die Gefahren, die bei der Erstellung des Films eingegangen wurden oder einfach nur durch die Bezeichnung als Dokumentarfilm durch den Verleiher. Paratextuelle Verweise ergeben sich aus der Bildgestaltung, die gepragt ist von bestimmten Genrekonventionen und Authentisierungsstrategien. Die Rezipienten erkennen aus diesen Zeichen den dokumentarischen Status des Textes. Die Entstehung und Entwicklung dieser Lesart und der Genrekonventionen des Dokumentarfilms werden in den Texten des Buches nachgezeichnet. Jan Berg beschreibt die historischen Parallelen zur dokumentarischen Praxis des Films in seinem Text Techniken der medialen Authentifizierung Jahrhunderte vor der Erfindung des Dokumentarischen. Berg versteht Authentizitat als den erwirkten Effekt einer gelungenen authentisierenden Darstellung. Diese findet sich uberall, wo Herrschaft legitimiert werden muss. Die Reliquiensammlungen der katholischen Kirche sind nur ein Beispiel. Befriedigt wird damit allerdings auch stets die Suche nach Ursprunglichem, nach so genanntem Echten und eben Authentischem. Insofern ist das Authentische, wie auch das Dokumentarische, nur eine Zuschreibung, die einen bestimmten Rezeptionsmodus bedient. Heinz B. Heller sieht den Dokumentarfilm als transistorisches Genre, das neben dem dokumentarischen Abbild auch Bilder moglicher Wirklichkeiten anbietet. Aus medientheoretischer Sicht sei kein Unterschied zwischen Spiel- und Dokumentarfilm festzustellen. Hier wird die Dekonstruktion des herkommlichen Dokumentarfilmbegriffs fortgesetzt und damit die Genregrenze zwischen Fiction und Nonfiction aufgelost. Einen Blick auf den fruhen Film wirft Thomas Elsasser mit seinem Text Realitat zeigen: Der fruhe Film im Zeichen Lumieres. Elsasser betrachtet das fruhe Kino dabei im Kontext der historischen Mediensituation, um zu betonen, dass es ohne fixierbaren Anfang bleiben muss. Das bewegte Bild entstand zeitgleich an mehreren Orten. Die Mobilisierung des Blicks ist ein Projekt des 19. Jahrhunderts, an dem sich die unterschiedlichsten Disziplinen beteiligten. Im Folgenden versucht Elsasser uber einen pragmatischen Zugang zur Mediengeschichte, einen kritischen Blick auf zeitgenossische Probleme zu werfen. Anstatt zu fragen, was Dokumentarfilm ist, fragt er, wann ist etwas Dokument, wann ist etwas Fiktion, wann ist etwas Kino? Der Einfluss des Ersten Weltkrieges auf die Darstellungsformen des Non Fiction Films ist das Thema von Martin Loiperdingers Beitrag. Darin zeigt er, dass die Militars den Film als notwendiges Medium zur Kommunikation ihrer Ziele an die Bevolkerung erkannten. Die Filmrealitat des Krieges ergab sich aus dem Kompromiss zwischen Zensur und der brennenden Nachfrage nach authentischem Bildmaterial von der Front. In dem britischen Propagandafilm Battle of the Somme sieht Loiperdinger das erste grose Beispiel fur die Inszenierung des Faktischen. Er schlussfolgert, dass der Dokumentarfilm aus der Filmpropaganda des Ersten Weltkrieges entstanden sei. Als Beispiel dafur dient ein Film, dessen Hohepunkt eine gestellte Szene ist. Damit trifft die filmische Praxis jener Zeit auf die theoretischen Erkenntnisse unserer Gegenwart. Was dokumentarisch ist, bestimmen nicht die Kamera und das Ereignis, sondern die dokumentarisierende Lekture. Der Begriff des Dokumentarischen ist eng mit der Entwicklung der photo-optischen Medien verbunden. In diesem Zusammenhang entstand eine Vorstellung, was das Dokumentarische beschreibe und was es zu leisten habe. Die Texte des besprochenen Bandes zeigen Strategien und Methoden, die zum dokumentarischen Blick der Kamera und der Zuschauer fuhrten. Dabei erzahlen sie nicht nur ein spannendes Stuck Mediengeschichte, sondern skizzieren die Theoriegeschichte des Dokumentarfilms und stellen in ihrer Sichtweise aktuelle Positionen zum Begriff des Dokumentarischen dar." @default.
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- W2953626462 title "Die Einübung des dokumentarischen Blicks. Fiction Film und Non Fiction Film zwischen Wahrheitsanspruch und expressiver Sachlichkeit 1895 - 1945: Hg. v. Ursula von Keitz und Kay Hoffmann. Marburg: Schüren 2001. 160 S. ISBN 3-89472-328-9. Preis: € 15,30/sfr 26,-." @default.
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