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- W81905877 abstract "Die Damonie des Fahrens und des Photographierens — welch genaue Beobachtung all dessen, was wir gemeinhin unter Reisen verstehen: jenes Anrennen gegen die Vergeblichkeit, alles sehen oder irgendwie erfassen zu wollen. Unter dem auferlegten Diktat der Zeit wird nach einer Orientierung gesucht, dem raumlichen und chronometrischen Chaos der auf einen eindringenden Reise durch Markierungen von album- und diawurdiger Details zu entgehen. Gestatten sie doch — wie einst den Schreibern von Reisebriefen und -tagebuchern, nur sehr viel fluchtiger und punktueller — das Abenteuer zu domestizieren, sich am Ariadnefaden der Bilder, ihrer Motive und Numerierungen durchs Dickicht des Fremden zu bewegen. So wird das Terrain abgesteckt, das Labyrinthische uberwunden und dem Unregelmasigen, Zufalligen und Ratselhaften das genau Abgemessene, Karthographierte und Strukturierte entgegengestellt. Verschwunden sind die Ratsel und auch das Wagnis, sich Fremdem, Neuem, Auslandischem gar auszusetzen. Noch schwingt im Wortstamm “Ausland” das abgeleitete “Elend” mit, jedoch ein solcher Bezug auf Fuchterregendes, Unbekanntes, ja selbst auf Ausloschung und Tod wird schnell verdrangt durch die Umkehrung: Ausland wird zum Ferien “paradies”, zum vertrauten Areal, scheinbar abseits der “Holle” des Alltaglichen. Und tatsachlich, wo sich der Reisende des 20. Jahrhunderts auch immer hinbewegt, an die ausersten Kusten oder auf die hochsten Gipfel, er ist zu Hause. Sowohl gegen die Kalte des Nordens wie die Hitze des Sudens ist er gewappnet, nichts bleibt dem Zufall uberlassen. Die Flut der Reisehilfen gaukelt denn auch vor, er sei keiner dieser Unverstandigen und hilflos Umherirrenden, die sich nur lacherlich machen in ihrem Ruch als “Kodak-Imperialisten”. Neln, kein echter Reisender zeichnet sich noch dadurch aus, das er sein Ziel nicht kennt und etwa glaubt, in Indien anzukommen, wenn er in Wirklichkeit an der amerikanischen Kuste vor Anker geht. Denn alles ist langst berechnet, vorausgeplant und gesteuert. Aber schlieslich hatte auch die Weltreise bereits beim ersten Mal ihre Unschuld verloren; das die Exoten und Wilden Projektionen ihrer Morder sind, das wusten irgendwie schon die Weltreisenden des 18. Jahrhunderts. Und wenn man die letzten Paradiese der Menschheit — so es sie im Zeichen des Massentourismus noch geben kann — besuchen will, glaubt man ernsthaft, das man mit dem schlechten Gewissen eines Post-Kolonisators und -Parizipanten mehr gesehen hat als die Phantombilder aus diesen Gegenden, die das Fernsehen liefert? Wohl kaum." @default.
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